Rückbesuch in Chorzów – Zum ersten Mal wieder in Polen nach Corona

Rückbesuch in Chorzów – Zum ersten Mal wieder in Polen nach Corona

Nun war es also endlich so weit: Nachdem die polnischen Schüler Anfang Dezember in Iserlohn waren (siehe Bericht „Polenaustausch nimmt wieder Fahrt auf“ von 12.2023), konnten wir alle nun endlich den Rückbesuch antreten. Auch wenn es noch früher Morgen war, trafen wir uns alle glücklich und zufrieden am Montag, den 22.04.2024 um 6.30 Uhr in Dortmund am Flughafen, um eine ganze Woche in Chorzów und Kattowitz gemeinsam mit unseren Austauschpartnern zu verbringen. Zügig ging es mit dem Handgepäck Richtung Gate und auch, wenn es ein paar Probleme mit dem Gepäck gab, starteten wir bei recht gutem Wetter pünktlich um 8.35 Uhr Richtung Osten. Für einige war es der erste Flug und so wurde schon die Anreise zum ersten Erlebnis.

Um 10.30 Uhr landeten wir bereits in Kattowitz am Flughafen und wurden von unserer Austauschlehrerin Marlena Soploska am Flughafen erwartet, mit dem Reisebus ging es dann etwa 20 Minuten durch Kattowitz nach Chorzów. Die beiden Städte gehen ähnlich wie Iserlohn und Hemer direkt ineinander über, nur das Chorzów etwa 100.000 und Kattowitz etwa 300.000 Einwohner hat.

So kamen wir nach kurzer Fahrt endlich an unserer polnischen Austauschschule, dem Lyceum „Liceum Ogólnokszta?c?ce“ in Chorzów an, wo uns die Austauschschüler schon erwarteten. Die Schule liegt ähnlich wie das Stenner zentral in der Stadt, ist ein altes Gebäude, wo einem aber sofort klar wird: Hier wird Schule gelebt. Überall im Gebäude bestehen Sitzmöglichkeiten, Sofaecken, Regale mit Büchern, Tischtennisplatten, an denen gespielt wird und eine Vielzahl an Blumen und großen Pflanzen, überall sitzen Schüler und unterhalten sich, kurz um, man musste sich gleich wohl fühlen. Nach dem Empfang und Wiedersehen der Schüler gab es dann erst einmal ein gemeinsames Frühstück, so gegen Mittag wurden die Schüler dann in die Gastfamilien entlassen. Am Nachmittag trafen wir uns dann alle gemeinsam zu einer Stadtführung in Kattowitz, es regnete zwar nicht und zwischendurch kam sogar die Sonne heraus, aber mit Temperaturen um den Gefrierpunkt war es doch erheblich kälter als für die Jahreszeit üblich. Dennoch bekamen wir in englischer Sprache eine etwa zweistündige Stadtführung durch die Innenstadt von Kattowitz, die dann am Wahrzeichen der Stadt, dem Spodek oder einfach „Untertasse“ genanntem Stadion vor dem Monument der schlesischen Aufständischen endete.

Von hier aus durften alle wieder ihre eigenen Wege gehen, einige blieben noch in Kattowitz, andere machten sich auf den Rückweg nach Chorzów in die Familien, kurz um, jeder durfte den Abend für sich gestalten.

Am Dienstag konnte man sich zunächst von dem Stress des ersten Tages erholen, denn erst um 11.00 Uhr trafen wir uns alle in Kattowitz am Schlesischen Museum wieder. Auch wenn der Weg dorthin etwas beschwerlich war, weil ein neuer Teil er amerikanischen SCI-Serie „Foundation“ gedreht wurde und viele Zufahrtsstraßen abgesperrt waren, konnten wir alle gemeinsam das Schlesische Museum besuchen. Insbesondere die interessante Geschichte Schlesiens wurde interaktiv und mit vielen spannenden Ausstellungsstücken gezeigt, so dass für alle Schülerinnen und Schüler etwas dabei war.

Gegen Mittag trafen wir uns dann am Ausgang des Museums wieder und zogen zu Fuß weiter durch die Stadt. Da mittlerweile auch das Wetter deutlich besser wurde, die Sonne hatte die Wolken beiseitegeschoben und endlich war es auch einmal warm, konnte man den Spaziergang durch Kattowitz dann auch genießen, bevor es zu einer großen Eventhalle ging, wo drei Bowlingbahnen für uns gebucht waren. Schnell wurden Teams gebildet und so verbrachten wir alle gemeinsam den Nachmittag beim Bowlen, Quatschen, Essen und Trinken.

Am nächsten Morgen mussten dann alle früh aus dem Bett, denn bereits um 6.45 Uhr ging es mit dem Bus erst nach Kattowitz, dann mit der Bahn weiter nach Krakau. Bereits gegen 9.00 Uhr – noch waren die meisten Touristen nicht in der Stadt – bekamen wir hier, wie auch in Kattowitz, eine zweistündige Stadtführung, vom einzig verbliebenen Tor der ehemaligen Befestigungsanlage, über die Route der Könige bis hinaus zum Schloss. Kalt war es wieder, aber zum Glück trocken und so hörten wir zahlreiche spannende Geschichten und Legenden, die sich um diese altertümliche Stadt drehten. Krakau selbst besitzt einen fast vollständig erhaltenen Stadtkern, weil die Stadt nicht wie so viele andere Städte in dieser Region Europas von den Nationalsozialisten im zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Nach der Stadtführung ging es vom Schloss wieder hinunter auf den großen Marktplatz an der Marienbasilika, von der bis heute live jede Stunde des Tages das „Hejnal“ von einem Trompeter in alle viel Himmelsrichtungen geschickt wird. Alle durften erst einmal in die Mittagspause, dann ging es noch einmal in ein unterirdisches Museum, bevor die Schülerinnen und Schüler dann noch einmal Zeit hatten, die Stadt eigenständig zu erkunden.

Der Donnerstag wurde dann morgens in der Schule verbracht, die Schülerinnen und Schüler gingen zusammen für die ersten drei Unterrichtsstunden in den Unterricht. Gegen 10.30 Uhr trafen wir uns alle, um mit dem Bus zunächst nach Kattowitz zu fahren, dann ging es weiter in eine Laserhalle, wo man seine Geschicklichkeit trainieren konnte. Glücklich und auch ein wenig verschwitzt fuhren wir gemeinsam weiter nach Sosnowiec, wo eine interessante Führung durch ein großes und modernes Tropenhaus anstand. Neben einer großen Anzahl verschiedener Pflanzen und Sukkulenten gab es ebenfalls eine Menge an Fischen, Reptilien, Amphibien und Vögeln zu bestaunen.

Nachdem man den letzten Abend gemeinsam mit seinen Gastfamilien verbracht hatte, machten wir uns am Freitag, den 26.04.2024 zum letzten Mal auf den Weg in das Lyceum. Nachdem das Gepäck verstaut war, ging es in ein altes Kohlebergwerk. Das Besondere war, dass es tatsächlich über 300 Meter in die Tiefe ging und die Maschinen noch in den Originalstollen untergebracht waren. Die Maschinen funktionierten noch und so konnten man einen ganz realen Eindruck bekommen, wie Bergbau tatsächlich war.

Zurück in der Schule ging es zum letzten Mal über die belebten Flure, dieses Mal durften wir der Verabschiedung der diesjährigen Abiturienten beiwohnten, die mit einer traditionellen Verabschiedung von der Schulgemeinde in ihre Prüfungen entlassen wurden.

Ganz zum Schluss gab es dann aber noch einen besonderen Vortag zweier angehender Abiturienten, die von ihren Erlebnissen in Indien berichteten. Jedes Jahr in den Sommerferien kann man in unserer Austauschschule für 7 Wochen in den großen Ferien mit dem Schulleiter und Kollegen nach Indien reisen. Ein Teil des Geldes dafür muss innerhalb eines Jahres durch eigene Arbeit angespart werden, dann darf man für gute 7 Wochen Indien als Reisegruppe bereisen. Neben den großen Metropolen wie Bangkok, Delhi etc. geht es aber auch an die Grenze zu Pakistan und nach Tibet ins Himalaya, eine Erfahrung, die die beteiligten Schülerinnen und Schüler nach eigenem Bericht wohl nie wieder vergessen werden.

Nach diesen großartigen Eindrücken gab es noch ein letztes gemeinsames Pizzaessen in der Schule, dann mussten wir uns alle zwangsläufig von unseren polnischen Freunden verabschieden, nicht nur den Schülerinnen und Schülern fiel der Abschied schwer, auch den Lehrerinnen und Lehrern, die sich – ebenso wie Jugendlichen – sehr gut verstanden hatten.

Mit dem Reisebus ging es um 15.00 Uhr dann wieder Richtung Flughafen von Kattowitz, um 17.40 Uhr starteten wir wieder gen Westen, der Heimat entgegen, wo wir um kurz nach 19.00 Uhr wieder deutschen Boden unter den Füßen hatten.      

Fazit:

Was bleibt, wenn man auf den Austausch zurückblickt? Zum einen viele schöne Erinnerungen an die Menschen aus Chorzów, die uns alle unglaublich herzlich aufgenommen haben. Auch die Stunden in dem so humanistisch geprägtem Lyceum in Chorzów trugen viel dazu bei, einmal eine andere Sicht auf Schule und Schulsysteme werfen zu können, auch hier zeigte sich deutlich, das verschiedene Sichtweisen und Systeme uns vielleicht Alternativen zum Status Quo bieten. Daraus ergibt sich zwangsläufig die vielleicht wichtigste Erkenntnis, die ein solcher Austausch für uns alle bedeuten kann: Wie erkenntnisreich und schön es ist, anderen Länder mit ihren Kulturen kennen zu lernen. Hier kann man aktiv lernen, dass die Vielfältigkeit Europas nicht zu Ängsten führen darf, sondern ausschließlich ein sehr großer Gewinn für uns alle ist. Wir alle, sowohl als Lehrer, als auch als Schüler blicken voller Freude auf zwei wunderbare Wochen zurück, die wohl nach lange in unserer Erinnerung verbleiben werden.

Wie so oft sollen aber die Schüler in diesem Bericht das letzte Wort haben, und so kommen am Ende des Berichts auch noch einmal alle Stennerschüler, die am Austausch 2023/2024 nach Chorzów teilgenommen haben, hier zu Wort:

Lina: Der Austausch war insgesamt sehr schön. Am besten hat mir der Tag in Krakau gefallen, da die Stadt sehr schön ist und wir, neben der Stadtführung und dem Museum, auch viel Zeit hatten, selber durch die Stadt zu laufen.

Emir: Ich fand die Schule sehr cool. Die Schule ist zwar kleiner als unsere, doch hat sie allgemein sehr viel zu bieten, wie zum Beispiel ein Gym. Die Stadt Katowice war sehr schön, hier haben mir am Abend besonders die Lichter gefallen. Das Programm war insgesamt sehr interessant und am coolsten fand ich Lasertag und bowlen.

Paula: Der Polenaustausch hat mir gut gefallen. Die Austauschpartner konnten gutes Englisch und man hat sich willkommen gefühlt, sowohl in der Schule als auch in den Familien.

Olivia: Am meisten Spaß beim Polenaustausch hat mir das Lasertag-Spielen gemacht. Die Gruppe war auch sehr cool und wir hatten gemeinsam viel Spaß.

Philipp: Der Austausch fühlte sich wie Urlaub an. Die Schule war cool und es gab einen Kiosk und ein Gym. Außerdem fand ich gut, dass die Schule viele Sitzmöglichkeiten im ganzen Gebäude hat. Ich fand auch cool, dass alle Schuluniformen getragen haben. Meine Gastfamilie war auch sehr nett und gastfreundlich.

Adam: Ich fand die Schule sehr gut, da es ein bisschen anders war als bei uns in Iserlohn. Es gab z.B. nur Einzelstunden und für jedes Fach gab es einen anderen Raum. Die Ausflüge waren super, insbesondere die körperlich aktiven Unternehmungen wie Lasertag und Bowlen. Auch die Museen waren teilweise sehr interessant und haben viele geschichtliche Informationen geliefert.

Leah: Am meisten mochte ich das Lasertag-Spielen am Polenaustausch. Das war als Gruppe eine coole Erfahrung, besonders, weil ich das zuvor noch nie gespielt habe.

Jonas: Ich fand den Polenaustausch sehr interessant, da man bei einem Austausch eine andere Kultur kennenlernt. Bei den Ausflügen und in der Schule habe ich mich sehr für die polnische Kultur interessiert. Als wir in Krakau, Chorzów und in Kattowitz waren, habe ich viele Dinge erfahren, die ich vorher nicht über diese Städte wusste.
Beim ersten Schulbesuch war ich erst sehr irritiert, weil man das Schulsystem aus Polen nicht kannte. Außerdem ist das Schulsystem in Polen ein großer Unterschied zu Deutschland.